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Reflex

Ein frühes Beispiel aus dem plastischen Schaffen von Sylvia Goeschke zeigt bereit ihren virtuosen Umgang mit Ort und Material: Die grossformatige Hängeplastik «Reflex» entstand im Jahr 1971 für das Realschulhaus Rheinpark in Birsfelden. Goeschke gewann den u. a. von Max Bill jurierten Wettbewerb unter 60 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern und wurde von der Kunstkredit-Kommission Basel-Landschaft mit der Ausführung ihres Entwurfs beauftragt. Die Arbeit hängt bis heute im Lichthof des Rohbeton-Treppenhauses und besteht aus vier übereinander angeordneten, organisch miteinander verbundenen Kugeln aus Aluminiumblech. Deren hochglänzend polierte Metalloberflächen spiegelen nicht nur die umgebende Architektur, sondern auch die Bewegungen der Menschen in der Schule. 

Dominant als Körper, durch die verzerrte Spiegelung dennoch chamäleonhaft der Umgebung angepasst, bildet «Reflex» einen faszinierenden Blickfang in diesem öffentlichen Bau. Als freie künstlerische Antwort auf die funktionale Liniatur des Schulhauses ist die Plastik keine dekorative Zutat, sondern eine ebenso kraftvolle wie sinnfällige Ergänzung des Gebauten. Das Organische und Glatte der insgesamt acht Meter hohen Op-Art-Kugeln steht im spannungsvollen Dialog zur Rechtwinkligkeit und Rauheit des «béton brut» der skulpturalen Architektur von Guerino Belussi und Raymond Tschudin aus dem Jahr 1968. Während sich die räumlichen Kuben kraftvoll durchdringen, gehen die Kugeln fliessend ineinander über; das Gebäude steht unverrückbar schwer und fest, die Plastik scheint dagegen schwerelos im Raum zu schweben. Beide Konstruktionen zusammen – das Gebäude und die Hängeplastik – überzeugen auch mehr als vier Jahrzehnte nach ihrem Entstehen durch Zeitlosigkeit und Modernität.

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